2.13.1. Führungen
Im Jahr 2024 beteiligte sich das Weilheimer Stadtarchiv nach der Corona-bedingten Unterbrechung wieder am bundesweit durchgeführten „Tag der Archive“. Er stand dieses Mal unter dem Thema „Essen und Trinken“. An zwei Tagen bot sich sowohl die Gelegenheit, hinter die Kulissen des Stadtarchivs zu schauen, als auch Weilheims Geschichte aus einem besonderen Blickwinkel zu betrachten.
Eine Ausstellung im Vortragssaal spannte hierzu einen weiten Bogen von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis hinein in die jüngere Vergangenheit. Anhand unterschiedlichster Archivalien wie Rechnungen, Protokolle oder Pläne und auch Artefakten wie einem Zinngeschirr des 18. und 19. Jahrhunderts konnten sich die gut 150 Besucherinnen und Besucher ein Bild von den Ess-, Trink- und Lebensgewohnheiten unserer Vorfahren machen. Dabei zeigte sich auch, dass die gern beschworene „gute alte Zeit“ gar nicht immer so gut war. Zum einen war man weit entfernt von den heutigen hygienischen Standards – man denke nur daran, dass 1912 in mancher Weilheimer Bäckerei der Brezenteig noch mit den Füßen getreten wurde. Zum anderen herrschte oft auch eine gewisse Eintönigkeit beim Essen vor. Und so manche Gerichte auf alten Speisekarten brachten die Betrachter zum Schmunzeln. Von vergangener Wirtshausherrlichkeit berichtete ein Schaubild, das die in den 1950er-Jahren in unserer Stadt zu findenden Gaststätten zeigte.
Allerhand Wissenswertes und auch Kurioses rund um das Thema Essen und Trinken gab es beim Tag der Archive im Weilheimer Stadtmuseum zu entdecken. (Foto: Stadtarchiv)
Wie im Vorjahr besuchten die Nutzer des Mehrgenerationenhauses Weilheim das Stadtarchiv. Sie erhielten ein Einblick in die vielfältigen Aufgaben eines Archivs und in das breite Spektrum der im Stadtarchiv verwahrten Archivalien sowie deren Bedeutung für die historische Forschung.
Die Bayerische Verwaltungsschule besuchte mit einem Kurs, der von Kolleginnen und Kollegen des Bayerischen Hauptstaatsarchivs und der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns betreut wird, ebenfalls das Stadtarchiv. Der Austausch und die Vernetzung unter den Archivaren, wie er auch in der in Weilheim ansässigen und sich zweimal im Jahr treffenden Arbeitsgemeinschaft der Kommunalarchive Oberland (AKO) gepflegt wird, ist von besonderer Bedeutung – vor allem auch im Hinblick auf die anstehenden Herausforderungen durch die digitale Aktenführung.
2.13.2. Stadtarchiv und Schule
Die Schülerinnen und Schüler der Weilheimer Fachoberschule und Berufsoberschule (FOS/BOS) im Rahmen des Geschichtsunterrichts besuchten auch 2024 wieder das Stadtarchiv und setzten sich mit dem Thema „Recht und Gerechtigkeit und deren Niederschlag in Archivalien“ auseinander. Anhand von Originaldokumenten, die vom 17. bis zum 20. Jahrhundert reichten, konnte aufgezeigt werden, aus welchen Quellen das Recht schöpft. Thematisiert wurden sowohl das Naturrecht als auch das „positive“ Recht, das auch pervertiert werden kann, wenn man beispielsweise nur an die Nürnberger Rassegesetze denkt. Die Schülerinnen und Schüler nahmen das Angebot, anhand des Quellenmaterials das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, begeistert auf.
Außerdem besuchten eine 2. Klasse der Grund- und Mittelschule Huglfing sowie zwei Klassen der Hardtschule das Stadtarchiv Weilheim. Die Buben und Mädchen machten sich unter dem Motto „Von Archivmäusen und Bücherwürmern“ auf eine Schnitzeljagd durch das Archiv. Nach der kindgerechten, spannenden Führung erlebten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer anhand von Originalquellen Geschichte hautnah und konnten dabei auch auf eine Reise in die eigene Vergangenheit, sprich die Familiengeschichte, gehen. Am Schluss wurde den Kindern die Möglichkeit geboten, die deutsche Schrift zu erlernen. Da sie eine „Geheimschrift“ sei, die Mama und Papa wohl nicht lesen können, rief dieser Ausflug in einen Teil unserer kulturellen Vergangenheit helle Freude hervor.
2.13.3. Stadtarchiv und Wissenschaft
Auch im Jahr 2024 leistete das Stadtarchiv mancherlei Hilfestellung bei wissenschaftlichen Anfragen. Die Ergebnisse fanden Niederschlag in regionalen (zum Beispiel in dem vom Arbeitskreis Geschichte Riegsee herausgegebenen Teilband „Vom Hügelgrab zum Zehentstadel. Über 3000 Jahre bewegte Historie“) sowie überregionalen Veröffentlichungen (wie das „Bayerische Klerusblatt“).